Gedanken von Pfarrer Martin Kornfeld zur Jahreslosung 2025

Ich gestehe: ich bin ziemlich durcheinander: da empfiehlt der Vorsitzende einer Partei den Kirchen, sie sollen sich bei der bevorstehenden Wahl am kommenden Sonntag zum Deutschen Bundestag (heute ist der 17.2.2025) nur um religiöse Themen kümmern. Dahinter steht wohl die Meinung, von anderen Sachen verstünden sie nichts!

Und einer der einflussreichsten Männer auf diesem Globus gibt den Deutschen Wählern Ratschläge für ihre Wahlentscheidung; er droht zudem mit dem Kauf von Grönland.

Ich bin ziemlich durcheinander: Was ist der Mensch wert?

Die Jahreslosung, so denken wir, kann ein Wegweiser sein für den Alltag von Christenmenschen:

„Prüft alles und behaltet das Gute.“ 1. Thess. 5.21

Nur auf den ersten Blick ist das einsichtig!

Das ist doch schon in einer Gemeinschaft von 2 Menschen schwierig, zu einer einheitlichen Meinung zu kommen. Und wie kommt man etwa in der aktuellen Frage dazu: Was geschieht mit den Fremden? Schieben wir sie ab? Wir haben doch zu viele davon! Oder halten wir uns an Grundsätze der Menschlichkeit?

 

Die Jahreslosung hat die Situation in der Hafenstadt Thessaloniki einige Jahrzehnte nach der Geburt Christi im Blick. Die Stadt ist ein Sammelbecken vieler Glaubensrichtungen. In Thessaloniki mögen es bereits 50 verschiedene gewesen sein. Diese Vielfalt ist unseren Großstädten nicht unähnlich. In Hamburg sind etwa 130 religiöse Gemeinschaften registriert.

Wohlgemerkt: registriert! Da werden noch viele Gruppen ihr Leben fristen.

Die Voraussetzung für ein friedliches Nebeneinander ist die gegenseitige Achtung.

Sobald eine Gruppe den Anspruch erhebt, sie allein besitze die Wahrheit, dann bricht Streit aus. Paulus, der Weltapostel, ist bereits wegen Krach unter den christlichen Gruppierungen geflohen aus der Stadt geflohen.

Im Nachsatz unseres kleinen Ratschlags „Prüft alles und behaltet das Gute“ steht: „Meidet das Böse in jeder Gestalt!“ Damit ist klar gestellt:

Es kommt immer aufs Zusammenleben an;

Es kommt immer auf den Frieden an!

 

Was ist das Gute?

Ein Prophet, Micha heißt er, hat diese Hoffnung in die Welt gebracht: „Sie werden ihre Schwerter zu Pflugscharen und ihre Spieße zu Sicheln machen.

Kein Volk wird gegen das andere das Schwert erheben und sie werden den Krieg nicht mehr lernen.

(So steht es im Buch des Propheten Micha Kap. 4 Vers 3)

Ich will daran erinnern, wie diese Hoffnung einem Regime höllische Angst gemacht hat:

Ev. Kirchentag in 1983 in Wittenberg. Unbemerkt von der STASI hat eine Friedensgruppe einen Amboss in ein Zelt vor der Schlosskirche eingeschleppt. Ein Schmied verwandelt mit seinem Feuer ein Schwert in eine Pflugschar.

Dabei wird die Botschaft des Micha  laut und lebendig.

Diese Aktion war ein Teil der gewaltlosen Revolution!

Was ist das Gute?

Micha, hat noch eine andere Spur gelegt:

Micha 6.8:

„Es ist dir gesagt, Mensch, was gut ist und was der HERR von dir fordert: Nichts anderes als

Gottes Wort halten 

Liebe Üben

Demütig sein vor deinem Gott.“

 

Klar gestellt? Was ist gut?

  1. Gottes Wort halten  –  das Gebot Gottes zur Richtschnur für dich und für die Gemeinschaft derer machen die sich zu Gott bekennen:

Das ist gut!

  1. Liebe üben: jedem Menschen das Recht auf Leben einräumen und niemanden abschreiben:

Das ist gut!

  1. Demütig sein vor deinem Gott:

Ich übersetze das für mich so: Ich will darauf verzichten zu entscheiden, wer es wert ist zu leben. Das ist gut!

 

Gott helfe uns in unserer Gemeinschaft der Christen das Gute zu erkennen  –  Prüft alles  –

Gott helfe uns, das Gute auch zu tun!